Among Us

by Tobi

Auf der Suche nach einem kleinen Multi-Player-Game der einen pädagogischen Nutzen hat bin ich im Netz über das Spiel Among Us gestolpert. 

Hintergrund

Durch die Covid-19 Pandemie findet der Unterricht virtuell im Netz aus dem Homeoffice statt. Es ist für alle Pädagogen super schwierig die Kinder und Jugendlichen bei Laune zu halten und zum mitmachen zu bewegen. Die freien Wochen über Weihnachen und Sylvester dienten zwar zur Erholung, aber auch die Routine im Homeschooling war danach weg. Aber wie die Jugendlichen wieder vor die Webcam bekommen und das Interesse an den Inhalten wecken?

Beim Start einer neuen Gruppe fängt man üblicherweise mit Gruppenspielen an um die Gruppe zu einem Team zusammenwachsen zu lassen. Ein guter Gruppenzusammenhalt ist wichtig für die Motivation und Arbeitsbereitschaft. Doch wie ein Gruppenspiel virtuell umsetzen?

Was braucht man?

  • eine Internet-Verbindung
  • Smartphone mit iOS oder Android
  • Kostenfreie App „Among Us“ (Spiel)
  • Gruppenchat oder Telefonkonferenz-Tool (MS Teams, Zoom, Skype, Discord, …)

Spielprinzip

Among Us ist ein Gruppenspiel für bis zu 10 Spieler. Für den pädagogischen Einsatz bietet das Spiel einen privaten Spiele-Modus in dem ein eigener Spiel-Raum erstellt werden kann (Host). Die Teilnehmer können sich nun mittels generiertem Spiele-Code einloggen und mitspielen (Private).

Das Spiel selbst ist eine Art „Detektiv“ Spiel. Die Gruppe muss herausfinden wer der „Mörder“ und „Saboteur“ unter ihnen ist. Der sogenannte „Impostor“ wird bei jeder Runde automatisch neu generiert. Es können auch mehrere Gruppenteilnehmer mit der Rolle „Impostor“ eingestellt werden um das Spiel schneller und schwieriger zu machen.

Das Spiel erinnert an Gruppenspiel Klassiker wie „Die Werwölfe von Finsterwald“, „Mord in der Disco“ oder „Cluedo“.

Spielgeschichte

Die Besatzung eines Raumschiffes muss dieses für den Start vorbereiten. Dafür muss das Team möglichst schnell und Effektiv eine Liste an Aufgaben ab arbeiten. Die Aufgaben sind verstreut in verschiedenen Räumen des Raumschiffes – eine gute „Ortskenntnis“ ist von Vorteil um schnell von A nach B zu kommen.

Die Rolle des „Impostor“

Unter der Besatzung gibt es eine*n „Mörder*in“ und „Saboteur*in“ genannt „Impostor“. Ziel dieser Rolle ist es den Start des Raumschiffes zu verhindern in dem Sabotage Akte im Raumschiff verübt werden welche die Besatzung daran hindern ihre Aufgaben weiter ab zuarbeiten und das Raumschiff zu starten. Zudem ist es möglich einzelne Mitglieder der Besatzung auszuschalten. Aber Achtung! Dabei sollte man nicht von anderen Mitgliedern der Besatzung gesehen werden. Ermordete Besatzungsmitglieder können noch als Geist am Spiel teilnehmen und dieses Beobachten, dürfen aber an der Diskussion und der Abstimmung um den Impostor nicht mehr teilnehmen.

Ausgeschaltetes Besatzungsmitglied

Wird man ermordet kann man sich nur noch als Geist durch das Raumschiff bewegen , bei Aufgaben helfen und die anderen Spieler*innen beobachten. Auch an der Diskussion und der Abstimmung kann man nicht mehr teilnehmen.

Als "ausgeschaltetes" Crew-Mitglied wird man zum Geist und kann eingeschränkt weiter am Spiel teilnehmen.

Diskussion und Abstimmung

Wird ein ausgeschaltetes Besatzungsmitglied gefunden kann eine Besprechung eingerufen werden in der Diskutiert wird welche*r Spieler*in wohlmöglich der*die Impostor ist. Dabei müssen sich alle Besatzungsmitglieder erklären was sie in den letzten Minuten an Bord des Raumschiffes gemacht haben und möglichst überzeugend ihre Unschuld beteuern oder die Schuld auf andere Besatzungsmitglieder schieben. (Hierzu eignen sich Online-Konferenz Tools wie MS Teams, Zoom, Skype oder Discord um die Konversation mündlich zu machen. Gesprochen werden darf aber immer nur während der Besprechung, nicht im aktiven Spiel!) Am Ende der Besprechung wird im Spiel abgestimmt wer der*die „Impostor“ ist. Das Besatzungsmitglied mit den meisten Stimmen fliegt aus dem Spiel.

Ziel des Spieles
  • Impostor wird identifiziert und aus dem Spiel geschmissen.
  • Alle Besatzungsmitglieder sind vom Impostor ausgeschaltet worden
Der*Die Impostor wurde identifiziert, der Großteil der Crew hat überlebt.

Among Us vs. Pädagogik

Zielgruppe

Für den Pädagogischen Einsatz ist das Spiel in meinen Augen für Jugendliche ab 12 Jahren geeignet. Die Download-Plattformen geben eine Altersfreigabe ab 6 Jahren an.

Gewalt Darstellung

Im Spiel werden Sabotage betrieben und Spielfiguren ermordet. Die Gewaltdarstellung dabei ist durch das Comic Design sehr abstrakt und abgeschwächt. Allerdings muss das „Fehlverhalten“ in Form von Sabotage und Mord mit den Jugendlichen thematisiert werden.

Die Gewaltdarstellung in Among Us ist sehr vereinfacht im Comic Style.

Pädagogische Ziele

Unterscheidung Fiktion und Realität

Kinder und Jugendliche wachsen mit einem großen Selbstverständnis und einer starken Identifizierung mit Computerspiel Charakteren auf. Es muss klar sein das es sich um Pixel und Computer-Code handelt – nicht um echte Menschen und das Reale leben. Die Magie dieser Spiele nimmt man in dem man Jugendlichen zeigt was hinter einem Spiel steckt. Code und Pixel. Dazu eignen sich gut Recherchen und Referate über die Entstehung und Entwicklung des Spieles. Wer hat das Spielprinzip erfunden? Wer die Story, den Code, das Design, die Grafik, den Sound entwickelt? Wie viele Menschen arbeiten wie lange an so einem Spiel und welche Berufe gibt es die für so ein Spiel wichtig sind? Evlt. lässt man die Jugendlichen selbst sogar ein Spiel z.B. mit Scratch bauen. Und schon fällt die Maske. Die technische Seite eines Computerspiels ist viel spannender als das „sabotieren, ausschalten und töten“.

Reflektion über das eigene Verhalten

Nach einigen Runden „Among Us“ zocken ist es wichtig eine Reflektion mit den Teilnehmern zu machen. Es ist sehr spannend zu erfahren wer sich mit der Rolle des Impostors im Spiel, aber auch in der Realität identifizieren kann. Die überwiegende Mehrheit will nicht das eigene Team belügen, sabotieren oder jemanden umbringen. Das Spiel regt an über das eigene Verhalten in einer Gruppe zu reflektieren und sich mit seinen eigenen Werten auseinander zu setzen. Zum Abrunden bietet sich der 16Personalities Online-Persönlichkeits-Test  nach dem Myers-Briggs-Typenindikator an.

Teamgeist

Nur gemeinsam kann man eine große Aufgabe lösen und ein Raumschiff starten. Sehr spannend ist die Dynamik der zwei Gruppen an Teilnehmer*innen im Spiel. Sobald zwei Impostors im Spiel sind decken diese sich gegenseitig und versuchen gemeinsam als Minderheit ihre Spuren zu verwischen und Teil der Besatzung zu sein. Aber auch die Besatzung selbst versucht zusammen zu halten und über Argumentation und Rekonstruktion der letzten Spielminuten wirklich nur diejenigen aus den eigenen Reihen zu entlarven, die auch wirklich in der Rolle des Impostor stecken. Denn jedes Teammitglied ist wichtig um die letzten Aufgaben noch zu erledigen und schneller als der Impostor zu sein.

Wer aus der Gruppe könnte der*die Impostor sein?

Schärfung der Sinne • Orientierung, Merkfähigkeit, Konzentration und Reaktion

Es ist super wichtig sich im Spiel zu Orientieren, seine Wege, Aufgaben und begegneten Spieler zu merken und später in der Diskussion seine letzten Minuten rekonstruieren zu können. Das Spiel ist schnell, ständig passiert was und man muss konzentriert am  Ball bleiben um nicht den Überblick zu verlieren.

Kommunikation und Emotion

In den Diskussionen ist es wichtig gut und nachvollziehbar zu argumentieren. Wer hier Fehler macht, sich in Widersprüche verstrickt oder Unwahrheiten erzählt wirkt unglaubwürdig und gerät in den Fokus des Verdachts. Es ist spannend zu sehen wie hier Fakten gesammelt, analysiert und ausgewertet werden. Hier kommt man mit Emotionen nicht weiter. Man muss sachlich bleiben um den Schuldigen zu identifizieren. Aber auch die eher stillen Teilnehmer müssen sich äußern um den Verdacht von sich zu lenken – so nimmt jeder an der verbalen Kommunikation teil.

Die Diskussion über den*die mögliche*n Täter*in ist zentraler Bestandteil des Spiels.

Persönliches Fazit

Among Us macht richtig Spaß – es ist ein Spiel auf Augenhöhe und durch das Zufallsprinzip gelangt jeder mal in die Rolle des Impostor oder Besatzungsmitglied. 

Das Spiel eignet sich auch gut als schnelles WarmUp Spiel oder zur Belohnung am Ende des Unterrichtes. 

Als Pädagoge spürt man sehr schnell die positive Dynamik in der Gruppe und hat nach ein paar Runden eine gefestigte Gruppe am Start die enger zusammen gerückt ist als zuvor. Ich selber habe damit Jugendliche wieder ins Boot holen können die verloren geglaubt waren.

Eltern, denen die pädagogischen Hintergrund-Informationen fehlen, kann die Aktivität ihres Kindes beim Computer-Spielen während des Unterrichts irritieren. Daher ist es wichtig vor Start des Spieles allen Teilnehmer*innen, die Gefahr laufen von den Eltern beim spielen erwischt zu werden dieses Problem zu kommunizieren so das sie Zeit haben das Vorhaben mit den Eltern zu besprechen.

Leave a Comment